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Replik der bioRe® Stiftung auf den NYT-Artikel mit dem Titel: „Ist das T-Shirt aus Biobaumwolle tatsächlich bio?“

That Organic Cotton T-Shirt May Not Be as Organic as You Think*

*Ist das T-Shirt aus Biobaumwolle tatsächlich bio?

Artikel vom 13. Februar 2022 in der New York Times
Replik der bioRe® Stiftung, 9. März 2022

Sehr geehrte PartnerInnen, UnterstützerInnen, GönnerInnen, Freundinnen und Freunde

Der Artikel in der New York Times (NYT) bringt Licht ins Dunkel eines intransparenten Systems der Zertifizierung von Biobaumwolle in Indien, das Betrügereien Tür und Tor öffnet. Wir schätzen es sehr, wenn unabhängige JournalistInnen versuchen, betrügerische Geschäftspraktiken aufzudecken. Solche Praktiken schaden der gesamten Branche, auch jenen, die sich der Herstellung und dem Verkauf von echter Biobaumwolle verschrieben haben. Die JournalistInnen haben sich auf Indien konzentriert, weil dieses Land weltweit der größte Produzent von Biobaumwolle ist und die Hälfte der weltweit verkauften Biobaumwolle liefert. Fachleute schätzen jedoch, dass zwischen 50 und 80% der als biologisch verkauften Baumwolle nicht wirklich biologisch produziert werden.

Titelseite des NYT-Artikels

Das Ziel der unabhängigen und nicht gewinnorientierten bioRe Stiftung besteht darin, den biologischen Landbau zu fördern und mittels verschiedener sozialer Projekte die Lebensgrundlage und des Wohlergehens der im Anbau von Biobaumwolle tätigen Bauernfamilien zu verbessern. Die Stiftung verfolgt keinerlei kommerzielle Interessen oder Zwecke. Sie stellt in enger Zusammenarbeit mit der Remei AG sicher, dass die Baumwolle, welche die Remei AG den Bauernfamilien abkauft und an KundInnen auf der ganzen Welt vertreibt, auch wirklich biologisch ist und zudem hohe soziale Anforderungen erfüllt.

In ihrer Replik „NICHT ZUTREFFEND FÜR UNS!“ auf den Artikel der NYT verweist die Remei AG darauf, dass die unter bioRe Sustainable Cotton durch Remei India Ltd und die Remei AG erworbene, verarbeitete und verkaufte Baumwolle höchste Anforderungen an die Vermeidung von Verunreinigung durch gentechnisch veränderte Organismen (GMO) erfüllt. bioRe Sustainable Cotton ist vom Ursprung bis zum Verkauf an Textilunternehmen oder Einzelhändler nachverfolgbar (siehe biore.ch). Remei India Ltd verfügt über ein solides Kontrollsystem zur Minimierung der GMO-Verunreinigung von Saatgut oder bei anderen Schritten in der Lieferkette. Dadurch wird das Risiko für Betrügereien durch Partner wesentlich reduziert. bioRe Sustainable Textiles bestehen zu 100% aus bioRe Sustainable Cotton.

Gemeinsam mit Remei India Ltd und der bioRe Association India investiert die bioRe Stiftung auf verschiedensten Gebieten in die Schulung der Anbaufamilien; von der biodynamischen Baumwollproduktion bis zu wassersparenden Bewässerungstechnologien. In Zusammenarbeit mit der Universität für Agrarwissenschaften Dharwad und dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL betreiben wir mehrere Forschungsprojekte, zum Beispiel zur Erprobung unterschiedlicher Anbaumethoden. Der wichtigste Bereich ist jedoch die Erforschung von biologischem Saatgut. Mit dem Forschungsprogramm soll der erhebliche Mangel an gentechnisch unverändertem Saatgut in Indien überwunden werden, der sich aktuell auch auf Remei India Ltd auswirkt.

bioRe Sustainable Cotton erfüllt auch hohe soziale Anforderungen. Die Remei AG gibt den Bauern eine Abnahmegarantie über fünf Jahre und zahlt ihnen eine Prämie von 15% des Marktpreises. Zudem erhalten die Bäuerinnen und Bauern landwirtschaftliche Betriebsmittel kostenlos und Remei India Ltd übernimmt den Transport der angekauften Baumwolle.

Dank grosszügiger Beiträge zahlreicher Gönnerinnen und Gönner kann die bioRe Stiftung zusammen mit der bioRe Association India den Bauernfamilien durch soziale Projekte in Bereichen wie Bildung, Gesundheit, Sanitäranlagen und Wasser Unterstützung bieten. In Zusammenarbeit mit der bioRe Stiftung und der bioRe Association reduzieren die Remei AG und Coop ihre CO2-Emissionen durch weitere für die Bauernfamilien vorteilhafte Aktionen wie Biogasanlagen in Indien. Der Ersatz von offenem Feuer durch Biogas und rauchfreie Öfen reduziert den Verbrauch von Brennholz, entlastet Frauen und Kinder, verringert Atemwegserkrankungen und dient dem Umweltschutz.

Leider haben sich die JournalistInnen der NYT nicht an die ethischen Grundsätze seriösen Recherchierens gehalten, weshalb der Artikel zahlreiche irreführende und Verwirrung stiftende Äußerungen in Bezug auf die Unterstützung der im Anbau von Biobaumwolle tätigen Bauernfamilien in Indien durch die bioRe Stiftung enthält.

In dem Artikel werden unterschiedliche Institutionen und Begriffe wie „bioRe® Stiftung“, „Baumwollprojekte von bioRe“, „bioRe-Anlagen“, „bioRe-Entkernungsanlage“ und „bioRe“ undifferenziert und ohne Kenntnis der Rollen und Funktionen der einzelnen Akteure und Einrichtungen durcheinandergebracht.

Aashish Joshi, Teamleiter bei der bioRe Association India, ist mit der Überwachung der erwähnten sozialen Projekte betraut und nicht, wie im Artikel fälschlicherweise dargelegt, mit der „Überwachung der Biobaumwollprojekte von bioRe“. Herr Joshi äußerte sich ganz allgemein zu Fragen bezüglich der Prämie für die Bauernfamilien um aufzuzeigen, mit welchen Problemen heute jene Bauern in Indien zu kämpfen haben, die den Zuschlag zum Marktpreis nicht bekommen. Er machte keine Aussagen zu irgendeinem System, an dem die bioRe Association India beteiligt wäre. Die bei bioRe India Ltd gemeldeten Bäuerinnen und Bauern erhalten diese Prämie in korrekter Form ununterbrochen seit 2007. Herr Joshis Äußerungen wurden aus dem Kontext gegriffen. Er war weder darüber informiert worden, dass seine Äußerungen publiziert würden, noch hatte er dafür seine Zustimmung gegeben.

Zudem haben die JournalistInnen der NYT nie um die Zustimmung dafür gebeten, Fotos machen zu dürfen, oder sie haben sich diese Zustimmung unter Falschdarstellung erschlichen.

Die bioRe® Stiftung ist seit 25 Jahren darum bemüht, die Lebensgrundlage von Bauernfamilien durch biologischen Landbau zu verbessern. Zusammen mit unseren PartnerInnen, UnterstützerInnen, GönnerInnen und Freudinnen und Freunden werden wir dieses bedeutsame Unterfangen weiterführen.